Wenn die Angst zur Realität wird

Wie fange ich am Besten an…?

Ich habe ja mal erwähnt, dass ich bei einem Bildungsträger eine Umschulung begonnen habe. Klar war und ist auch, dass zu seiner Zeit Praktikas stattfinden werden. Das heißt, ich bin die ganze Zeit in meinem Bildungsträger, wo im Vergleich zu einem normalen Arbeitsverhältniss ja schon alles in einem gewissen geschützten Rahmen stattfindet. Ist ja in erster Linie auch eine Einrichtung für benachteiligte Menschen. Also behinderten und/oder kranken Menschen.

Umschulungen sind ja verkürzt. In meinem Fall auf 2 1/4 Jahre. Nach der Zwischenprüfung, die nach ungefähr der Hälfte der Zeit stattfindet, sind Praktikas angedacht. Normalerweise sucht man sich mit Unterstützung des Trägers (AA bzw. Rente) und der Einrichtung eine Stelle. Soweit, so gut. Darauf kann man sich entsprechend vorbereiten. Man weiß halt, dann und dann ist es soweit. An dem Tag geht’s los.

Mir wurde in dieser Woche eine besondere „Ehre“ zu Teil….

Eine kleine Firma bat eine Ausbilderin außer der Reihe, also unabhängig von den normalen Praktikas, um einen Praktikanten. Aus diversen Gründen war es nicht möglich jemanden aus dem 2. bzw. 3. Lehrjahr zu schicken. Also kamen sie auf mich zu…

Ich natürlich wieder voll im alten Muster… Ich hab gesagt ja, klar, mach ich bla bla bla. Bloß keine Schwäche zeigen. Tatsächlich hatte ich eine heiden Angst. Von Beginn an gilt den Praktikas meine größte Angst, ganz zu schweigen von dem, was nach der Umschulung kommt. Das ist dann halt das ECHTE Arbeitsleben. Ich mache mir da auch selbst so’n Druck: Alles richtig machen, alles zur vollsten Zufriedenheit machen, nicht enttäuschen, stark sein, nicht „NEIN“ sagen… Und obwohl ich weiß, wohin mich dieses Denken schon geführt hat, kann ich diese Art anscheinend noch immer nicht ablegen.

Meine Ausbilderinnen haben ja auch gesagt, ich soll es mir am Nachmittag einfach mal ansehen und wenn ich denke, das ist mir zuviel oder ich traue es mir noch nicht zu etc., dann kann ich es ruhig auch absagen. Ich bin ja erst im 1.Lehrjahr. Ich also zugesagt und ab dem Moment komplett innerlich in Panik. Was jetzt? Ich hab zugesagt! Ich wollte nur noch abhauen… Das waren echt ein paar richtig krasse Stunden…

Im Endeffekt habe ich es geschafft da am Nachmittag hinzufahren und total die Coole zu spielen… Nicht im Sinne von, dass ich da auf „Ich-kann-alles“ mache oder so. Aber ich habe dieses Geschauspieler schon so verinnerlicht… Anders wäre ich ja damals gar nicht durch meinen alten Job gekommen. Ich war da halt voll fröhlich und optimistisch und so drauf und hab auch mit denen ausgemacht, dass ich den nächsten Tag komme.

Dann bin ich Heim und da ging dann natürlich nix mehr. Ich habe mich den kompletten restlichen Tag fix und fertig gemacht, musste wegen der Anspannung wieder kotzen und habe die halbe Nacht kein Auge zugemacht. Ich habe so mit mir gehadert. Ich wollte doch nicht versagen, ich musste dahin und beweisen, dass ich es kann! Beweisen, dass ich stark bin! Bisher habe ich doch auch immer die Zähne zusammengebissen und durchgezogen!

Aber es ging nicht…. Es ging einfach nicht. Ich habe mich so schäbig, so schwach gefühlt. Ich bin so ein Versager… Vielleicht bin ich das auch, ja.  Aber soll und kann ich auf einem Fundament mit diesem Gefühl mein zukünftiges Arbeitsleben aufbauen? Soll ich so neu beginnen, wie alles geendet hat? Da ist doch vorprogrammiert, dass ich scheitere.

Warum mache ich mir selbst so einen Druck? Mir wurde doch gesagt, ich MUSS es nicht machen und die restlichen Umschüler aus meinem Jahrgang (war ja nur ich da), hätten das eh gleich abgelehnt und die haben nicht solche Traumatas in Bezug auf die frühere Arbeit! Die haben halt Rücken und so.

Zum Arzt wollt ich auch nicht, weil ich Angst hatte, dass die auch blöd reagiert bzw. kein Verständnis hat. Aber ich musste ja wohl oder übel hin, weil an dem Tag haben mich echt keine zehn Pferde mehr an die Arbeit gebracht und einen Schein brauchte ich ja wohl….

Also zum Arzt und da weiter gezittert… Jedoch war die Ärztin gegen meine Erwartung nett und verständnisvoll.  Ich fühle mich schon schäbig genug, auch ohne Vorwürfe von außen…

Es ist ja nicht so, dass mir nicht klar wäre, dass ich Praktikas machen muss bzw. dass ein normales Arbeitsleben ohne Rücksichtnahme auf mich zukommt, schließlich kenne ich das nur zu gut… aber das war einfach zuviel. Meine größte Angst wurde spontan zur Realität und ich habe es mal wieder nicht gepackt einfach zu sagen, dass ich das nicht möchte. Meine Ausbilderin hat mir ja auch hinterher nochmal versichert, dass es nicht schlimm ist und ich mich nicht verrückt machen soll. Das hat mir auf jeden Fall schon mal Beruhigung gegeben.

Nichtsdestotrotz ärgere ich mich über mich. Ich ärgere mich, dass ich nicht gleich gesagt habe, was ich wirklich denke und ich ärgere mich, dass ich, wo ich doch schon zur Vorstellung dort war, dann doch noch einen Rückzieher gemacht habe. Aber es ist jetzt, wie es ist…

Es ist eben einfach kein schönes Gefühl zu versagen…

Alles Liebe

Eure le réfléchi

Über madameperturbe

diagnostiziert emotional-instabile Persönlichkeit (Borderline-Typ) seit 4 Jahren, tatsächliche Krankheitsdauer sehr viel länger einschließlich jahrelangem selbstverletzenden Verhalten, Anorexie, Bulimie, Suizidversuch und ständige -gedanken, teils heftige Stimmungsschwankungen, Bindungs- und Verlustangst, alles und nichts, Substanzmissbrauch
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